Mozarts „Zauberflöte“ anders entdeckt

A. Fay

Klassen 6d und 6e besuchen opernpädagogischen Workshop in der Oper Frankfurt

„Der Vogelfänger bin ich ja …“ – vielen ist Papagenos Lied aus Mozarts vorletzter Oper „Die Zauberflöte“ bekannt. Auch die berühmte Rache-Arie („Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“) der dunklen Königin der Nacht zählt zu den Evergreens der klassischen Musik; nicht zuletzt deshalb saust sie auf zwei goldenen Schallplatten verewigt als Bote menschlicher Kultur und Schaffenskraft in den Voyager-Raumsonden im Weltall herum. Doch wie fühlt es sich als Schüler*in an, Mozarts Märchenoper nicht durch bloßes ausschnittsweises Hören im Musikunterricht zu erarbeiten, sondern selbst in die Rolle einiger Hauptcharaktere wie Pamina oder Sarastro zu schlüpfen? Dieser Aufgabe stellten sich die Klassen 6d und 6e und 13. und 14. November 2018, indem beide an einem opernpädagogischen Workshop in der Oper Frankfurt teilnahmen. Ziel dieses vierstündigen Workshops war es, die Oper aus dem Werk, aus der Figurenperspektive heraus durch das eigene szenische Spiel kennenzulernen, die Handlung zu verstehen und den Besuch der Vorstellung am 19. Dezember vorzubereiten.

Nach Ankunft im Opernhaus am Willy-Brandt-Platz (nicht zu verwechseln mit dem Konzerthaus „Alte Oper Frankfurt“) holte Frau Winkler, Musiktheaterpädagogin und Dozentin des Workshops, beide Gruppen im Eingangsbereich ab und führte sie ins Foyer im dritten Rang. Nachdem alle Jacken und Taschen im Garderobenbereich verstaut waren, ging es als erstes in den Zuschauerraum. Dort konnten beide Gruppen beobachten, wie die Bühne gerade für die Proben zur nächsten Premiere aufgebaut wurde. Nach diesen ersten Eindrücken startete der eigentliche Workshop im Foyer mit einem Aufwärmspiel und einer Vorstellungsrunde. Die folgenden theaterpädagogischen Übungen ließen die Schüler*innen immer mehr zu Operndarsteller*innen werden: sie bewegten sich zur Musik im Raum, erhielten ihre selbstgewählten Rollenkarten, um sich mit den Charaktereigenschaften ihrer Figuren vertraut zu machen, bewegten sich als Figur im Raum und wählten als Highlight kurz vor der Pause das passende Kostüm für ihre Figur.

Jede Aufführung braucht eine Bühne – so auch die der Schüler*innen. Also hieß es nach der Pause zuerst einmal Stühle rücken und den Vorstellungsraum herrichten. Anschließend stellte Frau Winkler die zu spielenden Szenen vor und wies die Schülerdarsteller*innen den Szenen zu. Dann hieß es schnell sein: In nur sieben Minuten mussten die Schüler*innen unter Zuhilfenahme weniger Requisiten ihre Szene einüben. Auf diese kurze Probenphase folgte die klasseneigene Aufführung von sieben aus der gesamten Oper entnommenen Szenen, die an passenden Stellen durch Mozarts Musik unterstützt wurde. Und die beiden Aufführungen konnten sich sehen lassen! Auch nach jeder einzelnen Szene waren die Schülerdarsteller*innen gefordert: Sie mussten sich in ihrer Figur den (teilweise durchaus kritischen) Nachfragen ihres Klassenpublikums und der Dozentin stellen. Daher verging die Zeit wie im Flug, sodass das Ausfühlen aus der eigenen Figur, das Abstreifen der Kostüme und die den Workshop abschließende Feedbackrunde schneller kamen, als manch einer es zu Beginn erwartet hätte.

Durch den Besuch des Workshops so gut vorbereitet, waren viele Schüler*innen gespannt auf die Vorstellung am 19. Dezember. Mit 56 Schüler*innen und acht Begleitpersonen ging es nach dem Treffen um 17 Uhr erneut Richtung Frankfurt. Alle hatten sich für diesen besonderen Anlass schick gemacht. Um 19 Uhr war es dann endlich soweit und der Vorhang ging auf. Nach tosendem Schlussapplaus gegen 22:15 Uhr prägten vielfach Gespräche über die zuvor miterlebte Vorstellung die Heimfahrt. Ein toller und entspannender Opernabend, der für einige die wohlverdienten Weihnachtsferien vorzeitig einläutete.