Soziale Stadt Mainz-Mombach – Eine lohnenswerte Exkursion des LK Erdkunde Q2 trotz schlechten Wetters

S. Lucifero

Am Mittwoch, den 3. April 2019 besuchte der Leistungskurs Erdkunde der Q2 zusammen mit dem Kursleiter Stefano Lucifero den nördlichsten Mainzer Stadtteil, Mombach, der wie die Mainzer Neustadt und dem Stadtteil Lerchenberg im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ gefördert wird.
Mit diesem Städtebauförderungsprogramm werden die Stabilisierung und Aufwertung städtebaulich, wirtschaftlich und sozial benachteiligter und strukturschwacher Stadt- und Ortsteile unterstützt. So kann dadurch in Wohnumfeld, Infrastruktur und die Qualität des Wohnens investiert sowie die Integration aller Bevölkerungsschichten gestärkt werden. Ziel ist es, aktive und lebendige Nachbarschaften zu fördern und den sozialen Zusammenhalt durch Netzwerkarbeit zu stärken.

Grundlage zur Ermittlung eines benachteiligten Stadtteils ist die Sozialraumanalyse, anhand derer Räume identifiziert werden, die einen besonderen Förderbedarf haben. Hierbei werden die Stadtteile und Quartiere anhand eines Lebenslagenindex‘ in bessere und benachteiligte Bezirke eingeteilt. Aspekte wie Einkommensverhältnisse, Arbeitslosenquote und Migrationsanteil fließen in die Bewertung mit ein.

Mombach ist 2007 in das Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen worden, das vor Ort von Sören Ohl, dem Quartiermanager, koordiniert wird. Neben einer allgemeinen Einführung in das Aufgabenfeld, das Bürgerbeteiligung, Netzwerkbildung und Beratungsangeboten wie auch die Stärkung von Kompetenzen und Bildung und Koordinierung von Arbeitsgruppen wie die AG „Sauberes Mombach“ oder „Senioren und Barrierefreiheit“ beinhaltet, wurden uns bereits abgeschlossene, gerade stattfindende und noch bevorstehende Baumaßnahmen im Bauplan sowie konkret vor Ort gezeigt. Hierbei weist Herr Ohl aber darauf hin, dass die Soziale Stadt zunehmend einen städtebaulichen Charakter einnehme, was mit organisatorischen und pragmatischen Gründen zu tun habe. Dennoch sei in Mainz weiterhin auch der soziale Aspekt sehr wichtig, was man an der regen Aktivität der in der „Sozialen Stadt“ engagierten Menschen erkennen könne.

In vollem Gange ist momentan die Umgestaltung und Aufwertung der Hauptstraße, Hauptgeschäftsstraße des Ortes. Hier kann man noch den Unterschied zwischen den bereits fertiggestellten Bauabschnitten und den noch in der Umsetzung befindlichen Abschnitten der Hauptstraße erkennen. Neben dem Belag, der Aufwertung der Seitenplätze spielt hierbei auch die Höhe des Bordsteins eine Rolle, um beispielsweise Radfahrer beim Einbiegen in die Nebenstraßen zum Abbremsen zu bringen und der Sturzgefahr zu entgehen. Aus Sicht der Stadtplaner möchte man die Fußgänger vor dem abbiegenden Verkehr schützen.

Bereits abgeschlossene Baumaßnahmen stellen der ehemalige Bolzplatz neben der Pestalozzigrundschule und die Aufwertung der Franz-Vlasdeck-Anlage dar. Während der mit modernem Kunstboden und einem separaten Basketballplatz aufgewertete Sportplatz für Kinder und Jugendliche an Attraktivität gewonnen hat, stellt die Franz-Vlasdeck-Anlage einen Freizeit- und Erholungspol für Senioren und körperlich Eingeschränkte dar. Hier wurden neben einer Boulesbahn auch Spiel- und Trainingsgeräte für Rollstuhlfahrer sowie Rampen aufgebaut. Auf beiden Plätzen hätten sich leider schon Schwierigkeiten gezeigt, die vermutlich durch Jugendliche entstünden, die hier abends und nachts herumlungern und nicht nur die teuer angeschafften Geräte durch Vandalismus beschädigen, sondern auch viel Müll hinterlassen würden.

Nach einem Abstecher in den Kleinsiedlungsbau „Am Mahnes“ und „Auf der Langen Lein“, der sehr stark an das Städteleitbild der Gartenstadt während der Jahrhundertwende um 1900 als Gegenreaktion zur Blockrandbebauung und Nachverdichtung in den gründerzeitlichen Vierteln der deutschen Innenstädte erinnert und hier zwischen den beiden Weltkriegen entstanden ist, ging es in der De-la-Roche-Anlage weiter.
Hier sind uns mehrere Dinge aufgefallen: Dass sich hier keine Leute aufhalten, ist sofort bemerkbar, aber auch dass keine Sitzgelegenheiten vorhanden sind und die Gehwege uneinheitlich in verschiedenen Belägen und Versatzhöhen vorzufinden sind, fällt direkt ins Auge. Der Kurs hatte hierbei folgende Lösungsmöglichkeiten: Hecken als Sichtschutz zur stark befahrenen und lauten angrenzenden Kreisstraße, Naturblumenbeete zur visuellen Aufwertung, Insektenhotel neben dem Schwalbenhotel zur ökologischen Nachhaltigkeit, Bänke und ansprechendere Wege.

Wieder zurück im Stadtteilbüro konnten wir den konkreten und finalen Bauplan ansehen. Beeindruckend war die starke Übereinstimmung unserer Vorschläge mit den Ideen und der Umsetzung seitens der Planer, die die Wege durch eine spielerische und geschwungene „Verkurvung“ der Mauern nicht nur ansprechender, sondern gleichzeitig auch direkter gestalten wollen.
Insgesamt hat sich die Exkursion sehr gelohnt, da wir die theoretischen und allgemeinen Informationen aus dem Unterricht hier konkret anwenden konnten und einen Einblick in die Arbeit eines Geographen bekommen konnten. Uns ist erst hier bewusst geworden, wie schwierig es ist, die verschiedenen Interessengemeinschaften unter einen Hut zu bekommen und mit Kritik sowie Konflikten auf kleinster lokaler Ebene umzugehen. Auch für Herrn Ohl sei es eine Prämiere gewesen, da es die erste Schülergruppe gewesen sei, für die er eine Vorstellung der Sozialen Stadt Mombach und einen Rundgang vorbereitet habe. Zum Abschluss haben wir noch ein Bild von 2009 an der Wand des Stadtteilbüros entdecken können. Es zeigte Einblicke in die Kinder-Forscherspiele, die damals von der AG „Miteinander der Kulturen“ ins Leben gerufen wurde. Auf diesem war auch Herr Lucifero, Teilnehmer der AG, in jungen Jahren zu sehen – so schließen sich die Kreise!

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