Kreative Unterstützung: Plakate als Motivation für...

Zahlreiche Motivationsplakate zum Abitur hängen am Neuen Gymnasium in Rüsselsheim. Für viele Angehörige gehören die Glückwünsche für die Prüflinge inzwischen dazu - manche Eltern sehen sich sogar im Zugzwang, ebenfalls ein Plakat zu entwerfen. Foto: Vollformat / Volker Dziemballa
© Vollformat / Volker Dziemballa

Ob groß oder klein, bunt oder schwarz-weiß: Alles haben die Abi-Plakate an den Fenstern und Zäunen der Rüsselsheimer Gymnasien alle gemeinsam - sie sollen die Abiturienten...

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RÜSSELSHEIM. Sie hängen innen im Foyer oder außen an den Zäunen - mal größer, mal kleiner, bunt oder schwarz-weiß. Eines haben die Abiplakate jedoch alle gemeinsam: Sie sollen die Abiturienten während ihrer Prüfungsphase motivieren und zum Ausdruck bringen, dass Familienmitglieder und Freunde gedanklich bei den Prüflingen sind. Bis zum 22. März dauern die schriftlichen Abiprüfungen, die in diesem Jahr erneut viele Schüler fordern werden.

Auch an den Rüsselsheimer Gymnasien wird die kreative Unterstützung in Plakatform gerne genutzt. „Ob die Plakate wirklich motivieren, das kann ich nicht sagen, aber viele der Schüler erwarten die Plakate mittlerweile von Eltern oder Freunden“, sagt Marc Rhein, Schulleiter der Max-Planck-Schule im Gespräch. Seit dem vergangenen Donnerstag dürfen im Rüsselsheimer Gymnasium die Abiplakate gehängt werden und verzieren dort mittlerweile das Foyer des Neubaus. Bereits um die Mittagszeit ging dabei die Jagd auf die besten Plätze an den Scheiben los und nach und nach trudelten Mütter, Väter und Freunde ein, um die maximal DIN A2 großen Plakate aufzuhängen und ihren Lieben zu zeigen, dass sie gedanklich bei ihnen sind.

"Regeln des Anstandes sollten eingehalten werden"

„Natürlich gibt es Eltern, die da unter einem gewissen Druck stehen, denn wer keins hat, der ist außen vor“, erklärt Schulleiter Rhein, der vorab entscheidende Infos an die Prüflinge und deren Angehörige gibt, was die Motivationsplakate betrifft. „Die Regeln des Anstandes sollten eingehalten, außerdem die Plakate in deutscher Sprache verfasst werden, damit hier keine unterschwelligen Botschaften oder Diskreditierendes veröffentlicht wird“, so Rhein über die Regeln, bei denen auch die Sorte des zu benutzenden Klebematerials sowie die Entsorgung geregelt werden.

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Bis zur letzten Minute vor dem Aufhängen werden die Plakate verschönert und neben lieb gemeinten Wünschen wie „Du schaffst das!“, „Heute zahlen sich die vielen Stunden des Lernens aus!“ oder „Wir drücken dir die Daumen!“ sind andere Plakate wahre Fundgruben kreativer Ergüsse. Sprüche wie „Ich will ein Abi von Dir!“, „Hakuna MatABI - Ohne Sorgen die Königin von morgen!“ oder „#bald geschafft, ihr überlebt jeden Schad(e)stoff“, mit Hinweis auf die Tutorin Isabell Schade, zieren das Foyer des Neubaus. „Einen halben Tag haben wir zum Basteln gebraucht“, erzählt Peter Otterbach, der das Plakat für Tochter Lisa aufhängt, während die Eltern von Jona ihr am Computer erstelltes Plakat anbringen, das kleine Bilder von Familienmitgliedern, Freunden und Weggefährten vor der Silhouette Australiens zeigt - ein Hinweis darauf, wohin es den Absolventen nach Prüfungsende verschlägt. „Ich finde es toll“, sagt Schülerin Elisabeth über die Plakataktion, während sich Mitschülerin Weronika so äußert: „Ich find’s ganz hübsch anzuschauen, aber ob es mich motiviert? Ich will einfach nur, dass es schnell vorbei ist!“

Auch Passanten haben ihren Spaß

Auch an der Immanuel-Kant-Schule hängen die bunten Motivationsbringer, bei denen die Abiturienten teilweise zu Superhelden, Rockstars oder Staatsmännern gemacht und gedanklich unterstützt werden. „Bei der Größe der Plakate haben wir keine Vorgaben“, erklärt Schulleiter Rainer Guss, der in diesem Jahr 85 Abiturienten an seiner Einrichtung zählt und seinem Kollegen Rhein zustimmt, was den inneren Druck der Eltern sowie die Vorgaben zu den Inhalten der Plakate betrifft.

Bunt gestaltet sich das Äußere des „Neuen Gymnasiums“, an dessen Zaun zum Teil riesige Banner angebracht sind. Mit Kabelbindern wurden die Plakate angebracht, sodass auch Passanten ihren Spaß im Vorbeilaufen haben.

„Gigantisch“, lautet der Kommentar eines Fußgängers, der an einer Spezialausgabe des amerikanischen Präsidenten vorbeiläuft und feststellt: „Wenn die Schüler bei ihrem Abi so kreativ sind, wie die Eltern und Freunde beim Basteln, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen."