"ARZT HÄTT´ ICH NICHT WERDEN DÜRFEN" - SZENISCHE LESUNG DER HANNOVERSCHEN KAMMERSPIELE AM 29.11.

S. Kilter

Die "Banalität des Bösen" (Hannah Arendt) auf die Bühne zu bringen, ist ein Kunststück.

Am 29.11. wurden unseren Neuntklässlern und Abiturienten in zwei nacheinander dargebotenen szenischen Lesungen im Foyer das Handeln und Wirken Adolf Eichmanns - als SS-Obersturmbannführer einer der Hauptorganisatoren des Holocausts - vor Augen geführt. Die Schauspieler Harald Schandry und Bernd Surholt von den Hannoverschen Kammerspiele schlüpften dazu in die Rolle der Ankläger und des Nationalsozialisten, der nach dem 2. Weltkrieg zunächst nach Argentinien geflohen und dort 1960 vom israelischen Mossad aufgespürt worden war. 1961 wurde Eichmann in Jerusalem der Prozess gemacht, das Todesurteil ein Jahr später vollstreckt.

In geschickten Rückblenden mischten die beiden Schauspieler Details des Prozessverlaufs mit Aspekten des Lebenslaufs und Äußerungen Eichmanns und kombinierten es über Schlagzeilen so mit dem historischen Zeitgeschehen, dass die Schüler interessante Einblicke in dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte erhielten, die bislang nur durch das Studium von Quellen oder den gemeinsamen KZ-Besuch nach Buchenwald (Abiturjahrgang) erworben werden konnten.

Die anschließende Fragerunde förderte erstaunlich tiefgehende Fragen der Schülerinnen und Schüler zutage, die von den beiden Schauspielern sachkundig und anschaulich beantwortet wurden.

Insgesamt waren sich Schüler wie Lehrer einig, einer durchweg gelungenen Veranstaltung beigewohnt zu haben.