Das Neue Gymnasium engagiert sich für Geflüchtete in Mörfelden
Am Dienstag, den 22. Januar 2018, besuchten 6 Schülerinnen und Schüler der 9a in Begleitung von Herrn Lucifero den Verein “Pädagogisch-Soziale Kinder- und Jugendhilfe“. Dieser hat seinen Sitz in Mörfelden-Walldorf. Im Gepäck hatten wir einen Scheck im Wert von 1356,72 Euro, welcher einem Viertel des Gesamtertrages von “Aktion Tagwerk” des Jahres 2018 entspricht. Dies war ein Aktionstag im Juni, an dem die Schüler aus der Jahrgangsstufe 8 und 9 für einen Tag vom Unterricht befreit wurden und stattdessen für einen guten Zweck Arbeiten gehen konnten. Was sie jedoch arbeiteten, war ihnen völlig selbst überlassen, die Arbeiten reichten von Kellnern in einer Eisdiele bis zu Gartenarbeiten beim Nachbarn.
Herr Lucifero hatte mit uns im Voraus im Rahmen der Unterrichtseinheit “Sahelzone” Fluchtursachen für viele Flüchtlinge besprochen. Häufige Fluchtursachen sind zum Beispiel religiöse und politische Spannungen im Heimatland bzw. klimatische Veränderungen. Am Beispiel Eritrea konnten wir auch politische Schwierigkeiten (Diktatur) und Missernten durch Klimawandel erarbeiten. Neben dem Pressetermin und der Schecküberreichung gab es glücklicherweise auch noch genug Zeit für Gespräche mit den Geflüchteten, meist unbegleitete minderjährige Ausländer. Einer von ihnen war gerade einmal eine Woche in Deutschland. Wir lernten Aman kennen, er kommt ursprünglich aus Eritrea, lebt mittlerweile aber schon seit 4 Jahren in Deutschland und bereitet sich auf seinen Realschulabschluss vor. Auf seiner Flucht nach Deutschland erlebte er einige schlimme Dinge. In Libyen wurde Aman inhaftiert und seine Familie um Lösegeld erpresst, damit er wieder freikommen konnte. Laut eigener Aussage gefalle es ihm in Deutschland jedoch sehr, aber das Wetter sei ihm zu kalt, außerdem gefällt es ihm nicht, dass er in einer reinen Jungeneinrichtung untergebracht ist.
Abschließend war für uns das Gespräch nicht nur eine Bestätigung dessen, was wir in Reportagen und im Unterricht gesehen und gelesen haben, sondern auch ein Perspektivwechsel. Dass beispielsweise der orthodoxe Aman seinen Gott Allah nennt, hat uns zunächst verwundert. Doch auf die Frage, warum er von Allah spricht, antwortete er: „Ich bin mit Moslems aufgewachsen, habe sogar zusammen mit ihnen freitags gebetet. Das war für uns nie ein Problem.“ Viel eher verwunderte ihn, dass es in Deutschland viele Atheisten gibt. Nicht an einen Gott zu glauben, das kenne er aus seiner Heimat nicht. Generell brauchten wir viel Fingerspitzengefühl, denn wir wussten nie, was wir fragen konnten bzw. durften und ob wir nicht zu weit gehen oder die jungen Geflüchteten damit verletzen. An mehreren Stellen des Gesprächs trat ein starkes Heimweh zutage und der Schmerz, nicht mehr bei den Eltern zu sein und mit ihnen reden zu können. Letzten Endes war es aber für sie erstaunenswerterweise normal, über ihre Flucht, ihre Ängste und Wünsche zu sprechen. Auch Aman fragte uns viel, seine letzte Frage war: „Das ist ja toll, dass ihr Mädchen und Jungs in einer Klasse seid. Kann ich zu euch auf die Schule kommen.?“
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